Faszination Rudern – Eine Weser-Regatta der besonderen Art
Langstreckenregatta am 22.10.2016 von Polle nach Bodenwerder.
Ein Bericht von Carl-Hermann Schmitt – freier Reporter der Dewezet
BODENWERDER. Ich hatte schon den Ehrgeiz, eine gute Zeit zu absolvieren, erklärt Ole Dinkela als er abgekämpft mit dem Vierer mit Steuermann in Bodenwerder ankommt. Eine Stunde vorher ist das Team in Polle aufgebrochen, hat den fliegenden Start in Brevörde absolviert und ist 16,5 Kilometer die Weser hinuntergefahren.
In Bodenwerder wurde das Team von den Mitgliedern des Rudervereins Bodenwerder in Empfang genommen. Dinkela hat früher das Rudern als Leistungssport betrieben. Das mache ich nicht mehr und das Siegen steht auch nicht mehr im Vordergrund, sagt er und versucht eine Erklärung für die Faszination des Ruderns, die sich vielleicht am besten mit dem Wort Flow beschreiben lässt. Wenn das Boot läuft, wenn alle im Gleichklang rudern und Skuller, Boot und Wasser in Harmonie miteinander sind, das ist ein unbeschreibliches Erlebnis.
16 Boote sind zwischen 11 und 16 Uhr gestartet, Doppelvierer mit Steuermann und Doppelzweier mit Steuermann. Sie sind nicht gegeneinander gefahren, wie man das von einem sportlichen Wettkampf hätte erwarten können, sondern einfach gegen die Zeit gefahren. Und sie sind alle ganz eng beieinandergelegen, zeigte sich der Vorsitzende des Ausrichterklubs Uwe Hölscher schon erstaunt, dass da Boote zum Teil nur Sekunden auseinanderlagen. Zuvor hatte Werner Steding, der Ruderwart des RV „Weser“ Hameln, der mit sechs Booten zur Regatta angetreten ist, noch erklärt, dass hier nicht mit Sport-, sondern mit den bequemeren Gig-Booten, die wesentlich breiter sind, gefahren würde. Doch das Ergebnis zeigte, dass niemand das vor 20 Jahren zuletzt durchgeführte Sportereignis als „Spaßregatta ˜ betrachtete und sich nur mehr oder weniger treiben ließ.
Das Rudern ist ein Sport, der bis ins hohe Alter betrieben werden kann, warb auch gleich Steding bei den Zuschauern und Begleitern für seinen Sport und brachte gewichtige Gründe ins Spiel: Rücken ist kein Thema mehr. Rudern sei ein komplexer, den gesamten Körper fordernder Sport, der eben auch die Rückenmuskulatur kräftige. Ruderer sind alles Anarchisten, gestand Dinkela. Aber wenn wir zusammen im Boot sitzen, gibt es für Individualismus keinen Raum. Ohne Teamgeist und hundertpro-zentiges Zusammenspiel in der Gruppe funktioniere es einfach nicht. Die sportliche Betätigung könne der Leistungsfähigkeit des Teams angepasst werden. Beim Rudern wird niemand überfordert. Steding brachte auch gleich die Bewegung in der freien Natur ins Spiel. Allerdings dauert mir das alles viel zu lange, bis ich endlich in der Spur bin, widersprach eine Besucherin, die erklärte, dass sie nur ihre Schuhe anziehen müsse, um dann schon Joggen zu können. Ihr wurde entgegengehalten, dass ihr dabei der gruppendynamische Prozess abginge und sich auch nicht jeder ohne feste Zeiten und ein wartendes Team aufraffen könne. Außerdem liegen unsere Boote hier im Bootshaus, werden nur einige Meter zum Wasser gebracht und schon kann es losgehen, demonstriert Uwe Hölscher, wie einfach es geht, mit dem Rudern zu beginnen.
In Polle war das nicht so, da wurden die Geräte auf einem speziellen Hänger herange-fahren, dann mussten die Ausleger angeschraubt und die Rollsitze eingesetzt werden. Das sah sehr aufwendig aus. Ist aber nur notwendig, wenn wir nicht vom heimischen Anleger starten, versicherte Hölscher. Dass der Doppelvierer aus Höxter in 1:03:30 Stunden und der Hamelner Doppelzweier in 1:13:51 Stunden die Regatta für sich entschieden, brachte ihnen zwar eine Medaille und viel Ehr ein, Spaß hatten aber alle und es waren auch alle mit ihrer Leistung zufrieden, was sich an der ausgelassenen Stimmung beim geselligen Zusam-mensein im Bootshaus am Abend auch deutlich bemerkbar machte. Deshalb würden wir dieses Ereignis auch gerne wieder regelmäßig durchführen, hofft Hölscher auf zukünftige Unterstützung wie in diesem Jahr von der Stiftung der Sparkasse Bodenwerder.
Ergebnisse: zeitnahme-rv-bodenwerder-_2016