Der Ergotest
Kurz nach den Herbstferien wird die Laune bei vielen jungen TrainingsruderInnen in jedem Jahr deutlich schlechter. Der Ergometertest des Landesruderverbandes steht vor der Tür. Je nach Altersklasse ist eine Strecke von 2.000 oder 1.500 Metern zurückzulegen. In der letzten Trainingswoche werden Vorbelastungen gefahren und die Spannung steigt.
Am Tag der Entscheidung stehen drei Ergometer im Kraftraum bereit. Landestrainer Tobias Rahenkamp erscheint, die heimischen Trainer ‚ölen‘ ihre Stimmen und Aktive aus anderen Stützpunktvereinen bevölkern zusätzlich das Bootshaus. Im Wanderruderer-Raum stehen die Geräte zum Warmfahren. Nach dem Verwiegen und der Größenmessung darf man endlich auf den Ergometern platz nehmen. Letzte Anweisung der Trainer werden erteilt. Dann geht es los. Die ersten 10-15 Schläge werden wie ein Start gefahren, dann muss man den vorgegebenen Rhythmus finden. Die Anzeige am Ergo zeigt die noch zu fahrende Strecke; aber auch den durchschnittlichen Wert auf 500 Metern. Gebannt, teilweise verzweifelt schauen die Testkandidaten auf den Bildschirm. Je mehr die Kraft der Athleten nachlässt, desto mehr schreien die Trainer. Manche gehen völlig aus sich heraus und haben ähnliche rote Gesichter wie ihre Schützlinge. Der Kampf ‚Mensch gegen Maschine‘ ist schon brutal. Die Maschine (das Ergo) zeigt unerbittlich die abgegebene Leistung an. Jeder kann es sehen, der Athlet ist mehr oder weniger ‚gläsern‘. Dann der Endspurt – die Trainer laufen zu noch größerer und lauterer Form auf. Manche schlagen auf den Boden oder benachbarte Gegenstände. Endlich das Ziel – totale Erschöpfung, Freude oder Frust. Das Verlangen nach der Wasserflasche oder dem Eimer….).
Dann das mühsame Aufstehen; die Beine verweigern fast den Dienst. Nach kurzer Erholung dann zurück in den Wanderruderraum – Ausrudern. Die Fragen der Ruderkameraden, wie es war. Aber auch große Erleichterung, dass der Test geschafft ist. Man denkt wieder an die Zukunft. Legendär der Ausspruch eines jungen Ruderers: „Jetzt freue ich mich auf den Herrenabend.“