Abenteuer Olympia

Nun sind sie vorbei die olympischen Spiele in Paris und damit auch mein Einsatz als Volunteer im Stade Nautique Vaires-sur-Marne, kurz VNS.

Eine spannende und aufregende Zeit mit Einblicken hinter die Kulissen, interessanten Erfahrungen und vielen neuen Bekannten aus der ganzen Welt.

Wie Nora Kriegel vom Kanu-Club Hameln e.V. hatte ich mich bereits Anfang letzten Jahres beworben. Es mussten online neben allgemeinen Fragen zu Sprachkenntnissen oder Sport-Präferenzen umfangreiche Fragebögen beantwortet werden, aus denen die Einsatzempfehlungen ermittelt wurden. Im Dezember folgten dann die Zusagen und es ging daran, die Reise zu planen. Denn Geld erhielten die Freiwilligen nicht und auch die Unterbringung musste selber organisiert und bezahlt werden. Eine bezahlbare Wohnung für die temporäre Mädels-WG fand sich in Bussy-Saint-Georges. Einem 25000-Einwohnerort östlich von Paris mit guter Zuganbindung: 35-40 Minuten in die Innenstadt und 20 Minuten mit den Shuttlebus zur Regattastrecke.

Vorbereitend wurden Online-Seminare im Volunteer-Portal eingestellt, die es zu absolvieren galt. Dort wurde neben Informationen zu Verhaltensweisen und Abläufen auch Grundkenntnisse zur Sportart – in Französisch mit englischen Untertiteln- vermittelt. Freiwillig konnten auch Sprachkurse durchgeführt werden. 
Nach Akkreditierung, die leider fast 3 Stunden Zeit in Anspruch nahm, und Einkleidung gab es noch ein Vorort-Seminar auf der Anlage mit ersten Kontakten zu anderen Volunteers. Insgesamt waren 45.000 von 300.000 Bewerbern/innen im Einsatz, von denen etwa 20% nicht aus Frankreich kamen. In meinem Team waren Freiwillige aus Deutschland, Tschechien, Italien, Ungarn, Japan, China und den USA – und die Anzahl lag gefühlt unter 20%.

Ich startete bereits am 20.7. meine Tätigkeit im Athletes Service Team. Dort ging es darum, den Athleten ein gutes Umfeld für die Wettkämpfe zu schaffen. Neben Aufgaben in der Athleten Lounge und Kantine gehörte auch die Bereitstellung von Getränken an den Strecken sowie Zugangskontrollen dazu. Letzteres war insbesondere an den Wettkampfnachmittagen auf der Wildwasser-Strecke anstrengend.

Die Tage waren generell in zwei Schichten eingeteilt, z.B. von 7-14 Uhr und von 13-19:30 Uhr, nach 6 Arbeitstagen gab es einen freien Tag. Nachdem ich erst traurig war, nicht bei den Ruderwettkämpfen gelandet zu sein, erwies sich sich dies in Kombination mit meinen Schichten und der guten personellen Ausstattung als Glücksfall. Denn ich konnte einige der Ruderrennen live verfolgen und mich auch mit etlichen Bekannten aus Deutschland treffen.
Ein weiteres Highlight war das Passieren der olympischen Fackel vor den Spielen, die sowohl über die Wildwasser- als auch die Ruder-/Kanusprint-Strecke transportiert wurde.

Für die meisten prominenten Besucher, König Felipe, Olaf Scholz oder Tony Estanguet, war ich zur falschen Zeit am falschen Ort. Immerhin konnte ich einen Blick auf Thomas Bach (im Gespräch mit Athleten) und Fürst Albert (von hinten) werfen. Und am Tag der Ruder-Vorläufe begegnete ich dann auch zum ersten Mal Dirk Brockmann, der den Männer-Doppelvierer trainiert.

Es blieb auch Zeit, um die benachbarten Orte im Val-du-Marne zu erkunden sowie für Sightseeing und den Besuch anderer Wettbewerbe in Paris, wie das Straßenrennen der Frauen, ein Basketball-Halbfinale und den Marathon am Sonntag. Überall war eine ausgelassene fröhliche Stimmung und die französischen Athleten wurden besonders laut angefeuert. Nach einigen Tagen hatte ich mich auch an die enorme Polizei- und Militär-Präsenz sowie die obligatorischen Einlasskontrollen gewöhnt.
Nicht fehlen durfte der Besuch der Flamme im Garten der Tuileries, die Feier der Medaillengewinner mit den deutschen Frauen-Doppelvierer im Parc des Champions im Trocadero und die Fan-Zone des Deutschen Hauses.

Wie überall lief nicht immer alles rund. Als wesentlicher Kritikpunkt bleibt tatsächlich die sprachliche Herausforderung: die tägliche Arbeitseinteilung und auch die WhatsApp-Kommunikation erfolgte in Französisch. Was es für alle ohne jegliche Französisch-Kenntnisse schwierig machte und einige auch sehr frustriert hat.

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  • 2024_ParisOlySlider: RVW bzw. ein Mitglied