Doubs 2012
Seit 2009 gibt es im Sommer wieder die Vereinswanderfahrten, die an eine große Tradition vergangener Jahrzehnte anknüpfen. Nach drei Jahren auf der Donau drehte sich das „Flussalphabet“ nun weiter und landete beim Doubs.
Immerhin 18 Teilnehmer zwischen 14 und 69 Jahren wollten an der Tour durch die burgundische Pforte und das France Comtè teilnehmen. Nach staureicher Anfahrt wurde das erste Stammquartier (Zelte und Pension) in L’Isle-sur-le-Doubs bezogen. Die Boote waren einige Kilometer stromauf in Youjenucourt abgeladen worden. Dort sollte auch am nächsten Morgen (ein Sonntag) die Übergabe des elektronischen Schleusengeräts erfolgen, denn alle Schleusen am Doubs (und es gibt viele) werden nur noch über Funksignale betrieben.
Doch erst mal gab es reichlich Aufregung. Böse Buben hatten ein Boot und zahlreiche Skulls am Startort entwendet. Schnell kam ein Großaufgebot von Mitarbeitern der Schleusenverwaltung, der Gendarmerie und Bewohnern des Ortes zusammen. Zum Glück waren die „bösen Buben“ nicht stromab zum nahen Wehr, sondern stromauf „gepaddelt“ und dabei gesehen worden. Ein Hamelner „Enterkommando“ machte sich startklar, um das Boot heil zurückzuerobern. Dies gelang auch ohne Probleme und die „Piraten“ wurden der Gendarmerie übergeben. Leider hatten sie die Skulls als Stechpaddel benutzt und dabei auch drei von ihnen verloren. Sie wurden trotz intensiver Suche auch nicht wiedergefunden.
Danach begann endlich die Wanderfahrt. Schon nach 300 Meter Fluss mussten wir in den Schleusenkanal einbiegen, der in den nächsten Tagen häufig unseren Weg bestimmen sollte. Parallel zum viel befahrenen Euro-Radwanderweg 6 gab es für unseren Nachwuchs gleich die Möglichkeit, die Französischkenntnisse zu testen. Vor allem Eike Steinert bestach durch sein perfektes „Bonjour“ und „Salut“. Als das zu langweilig wurde, kam das „Baguette, Baguette“ zum Einsatz und wurde zum Schlachtruf der Wanderfahrt. Auch mit dem Doubs machten wir uns intensiv bekannt, wobei einige freiwillig und witterungsbedingt sehr gerne ein Bad nahmen, andere bei Anlegemanövern unfreiwillig baden gingen. Der Landdienst leistete hervorragende Arbeit und mittags gab es jeweils ein Picknick mit den Köstlichkeiten der Region – Wurst, Käse, Obst, Baguette und natürlich auch Wein. Martins Kochkünste sorgten auch abends für üppige Mahlzeiten auf dem Zeltplatz.
Durch die beeindruckende Landschaft des Juragebirges – allerdings fast ohne Strömung – erreichten wir die Departmenthauptstadt Besancon. Leider legten wir nicht am örtlichen Ruderverein (mit eigenem Schwimmbad) an. Natürlich aber wurde die Zitadelle besichtigt und die Geschichte der von Vauban errichteten Anlage von Helmut Griep gewohnt anschaulich dargestellt. Bei der Weiterfahrt nach Dole war die Durchfahrung eines Tunnels, der durch einen Wasserfall vor Missbrauch geschützt war, ein weiteres Erlebnis. Schleuse um Schleuse kämpften wir uns unserem Ziel entgegen. Das ist gar nicht so einfach, denn die elektronische Bedienung wird durch Sensoren bei der Einfahrt und Ausfahrt gesteuert. Diese Sensoren erkennen nur größere Boote und trotz einiger Tricks gelang es uns nicht immer, sie von unserer Ein- und Ausfahrt zu „überzeugen“. Danach hatten sie häufig „keine Lust mehr“ und schalten auf „gesperrt“. Erst ein Schleusenmeister (der jetzt für 6-8 Schleusen zuständig ist) kann sie wieder entsperren. Natürlich freute den das nicht und wir (vor allem Martin der Lehrer) erfuhr noch einmal eine intensive „Belehrung“ auf Französisch. Wir mussten zur Strafe die mitgebrachten Rettungswesten anziehen, was bei über 30 Grad auch kein Vergnügen war.
Durch die schönste Kanalallee Europas erreichten wir nach exakt 50 Schleusen die mittelalterliche Stadt Dole. Eine unangenehme Begegnung mit einem Angler (die mögen uns auch in Frankreich nicht) und ein ausgedehntes Brückenspringen beendete die sportlichen Aktivitäten.
Der letzte Tag wurde für Besichtigungen genutzt. Der Nachwuchs zog zunächst die Besichtigung des „Decathlon-Sportgeschäftes“ vor, während wir den Markt und die Basilika bevorzugten. Danach ging es nach Beaune, wo ein Teil die Innenstadt und der Rest die Kellereien des „Patriarchen“ besuchten. Die Laune bei Letzteren war danach deutlich besser.
Der Abschiedabend wurde stilvoll in einem Restaurant in einer alten Templer-Kapelle in Dole gefeiert. Nach einer problemlosen Rückfahrt ging eine tolle Woche auf dem Doubs zu Ende. Das „Flussalphabet“ dreht sich weiter und bleibt bei Elbe stehen. Wenn es weiterhin so tolle Organisatoren wie Martin Garbe gibt, wird dort im nächsten Jahr die Sommerwanderfahrt stattfinden.
Hans-Jörg Sehrbrock